Umbau Gemeindezentrum St.Victor - Hamm-Herringen


DATEN


Bauherr

Evangelische Kirchengemeinde St.Victor Hamm-Herringen

Architektur

Emil Pohle (1931)

Sanierungsplanung

Keggenhoff und Partner, Arnsberg

Tragwerkplanung

2015-2017

Fertigstellung

2022

PROJEKT


Sanierung einer dünnwandigen Stahl-Rauten-Lamellenschale (Patent: Emil M. Hünnebeck 1928)

Im Jahr 2015 wurde begonnen, das 1931 errichtete Gemeindezentrum St. Victor in Hamm-Herringen umzubauen und zu sanieren. Insbesondere die Dachkonstruktion über dem Hauptsaal, die entgegen der ursprünglichen statischen Berechnung nicht als Spitzbogendach mit einer Stichhöhe von 6,12m, sondern als Rundtonne mit einer Stichhöhe von nur 4,39m ausgeführt worden war, war Teil der erforderlichen Untersuchungen, um Aussagen über die Standsicherheit treffen zu können.

In der vorhandenen Statik fehlten u.a. die Nachweise des Stahlbetonbalkens auf der Mauerkrone des Saals und der Knotentragfähigkeit. Nachweise des Mauerwerks hinsichtlich des Knickens wurden damals nicht geführt. Auch Angaben zur Ausbildung der Endkappe, Endbögen, Gratbögen, Fußpunkten, Ringankern, Auflagern und den Wandanschlüssen fehlten. Ebenso undokumentiert waren Umbauten und Maßnahmen zur Beseitigung von Bergschäden aus den 70er Jahren.

Entsprechend wurde nach unterseitiger Öffnung der Dachkonstruktion zunächst die Schalen- und Stabgeometrie vollständig erfasst und tragkonstruktiv bewertet. Die Analyse der Knoten, mit denen die einzelnen Stäbe der Rauten-Lamellenschale gekoppelt wurden, zeigte, dass eigentlich nur eine der Tragrichtungen belastet wird. Das Zugband am „offenen“ Ende der Tonne schließt zudem nur den Ringanker, nicht aber die gesamte Tonnenschale.

Unter normativ anzusetzenden Lasten verformte sich daher die zu weiche Schale mit Auslenkungen im Bereich von Zentimetern, was eine erhöhte Schadensanfälligkeit (Leckagen) mit sich brachte. Speziell im Bereich der Fußpunkte drohte auch eine Überlastung der Schale.

Zur Ertüchtigung der Konstruktion wurden daher der Randbogen der Tonne durch einen Flachstahlfächer ausgesteift und die gefährdeten Stäbe durch zusätzlich aufgeschraubte Flachstähle verstärkt. Auch im Massivbau wurden zahlreiche Maßnahmen durchgeführt.

Die gesamte Dachhaut wurde saniert und neu aufgebaut. Die beeindruckende Stahlkonstruktion bestimmt nun als sichtbare Tragkonstruktion maßgeblich den Raumeindruck.

Außenansicht
Dachfläche vor der Sanierung mit unsichtbarer Konstruktion
Freigelegter Knoten
Freigelegtes Tragwerk
Tragsystem Bestand
Tragsystem Knoten
Analyse Kraftverlauf
Verformungen
Tragsystem nach Ertüchtigung
Querschnitt Gesamtgebäude
Dachschalung
Öffnung Dach
sanierte Schale
Verstärkung der Beulsteifen
sanierter Knoten
Schale Fußpunkte
Innenraum